Am 7. Oktober 2021 um 18 Uhr findet das nächste Crowdfunding-Regionaltreffen bei der Rechtsanwaltskanzlei GSK Stockmann in Frankfurt am Main statt. Aufgrund der Corona-Pandemie findet das Regionaltreffen als virtuelles Treffen statt.

Diskussionsthema wird dieses Mal das Re-Branding von Plattformen sein. Drei Plattformen bzw. Mitglieder haben sich dieses Jahr umbenannt – ecoligo, bettervest und CrowdDesk/portagon, sie werden erzählen, wie sie das Re-Branding umgesetzt haben.

Registrierungs-Link: https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZcuc-msqDsiH9f7A6M6ndVE_aboquAd-8-W

Das virtuelle Treffen steht allen Interessierten offen. Im Folgenden haben wir die drei Plattformen schon zu ihren Erfahrungen beim Re-Branding befragt.

Unsere Mitglieder bettervest, ecoligo invest und CrowdDesk/portagon.

Unsere Interviewpartnerinnen sind Vanessa Dietz, Wirtschaftingenieurin und Projektmanagerin bei bettervest, Claudia Rothe, Projekt Manager Fundraising bei ecoligo invest und Kristin Baumhardt, Head of Marketing bei portagon (vormals CrowdDesk).

Was war die Motivation für den Re-Launch der Plattform bzw. des Logos?

Vanessa Dietz von bettervest:

“Der Re-Launch ist das Ergebnis unserer eigenen Re-Fokussierung. Wir wollten uns wieder stärker auf unsere Wurzeln besinnen. bettervest gibt es seit fast 9 Jahren und wurde gegründet, um positiven Einfluss auf unsere Gesellschaft und unseren Planeten zu nehmen.

Wir sind einer der Pioniere im Impact-Investing. Genau das wollten wir für uns selbst und unsere Kund:innen wieder greifbarer machen. Sowohl wir selbst, als auch unsere Kund:innen, haben den inneren Antrieb positiven Impact zu kreieren. Deshalb machte es für uns nur Sinn diesen Fokus auf Impact stärker in der Marke herauszuarbeiten.”

Claudia Rothe von ecoligo invest:

“Durch unser Re-Branding und den Re-Launch der Plattform ecoligo invest wollten wir vor allem erreichen, dass ecoligos Markenauftritt auf den ersten Blick unsere Mission repräsentiert und deutlich wird, wofür wir uns jeden Tag einsetzen – für mehr globalen Klimaschutz durch die Realisierung von Solarprojekten in Schwellenländern.

Bisher war unser Markenauftritt sehr auf den technischen Aspekt unserer Arbeit bedacht und ist uns und unseren Crowdinvestor:innen, für die Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine wichtige Rolle spielen, nicht gerecht geworden. Also haben wir alles daran gesetzt, dies zu ändern und die menschliche Seite unserer Arbeit sowie die vielen positiven Veränderungen, die wir bereits mithilfe der Crowdinvestor:innen in der Welt schaffen konnten und werden, in den Fokus zu rücken. Somit kann jeder und jede, der:die zum ersten Mal mit ecoligo in Kontakt kommt, genau verstehen und nachvollziehen, dass wir gemeinsam durch nachhaltige Investitionen einen großen Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten können.

In unserem Blogbeitrag haben wir ausführlich über den Hintergrund zu unserer neuen Identität berichtet und auch ein Interview mit unseren beiden Gründern, Martin Baart und Markus Schwaninger, veröffentlicht.”

Kristin Baumhardt von portagon (vormals CrowdDesk):

Seit der Gründung unseres Unternehmens 2015 haben wir über 300 Kund:innen wie unter anderem die Volks- und Raiffeisenbankengruppe, die GLS Bank, die DKB Bank, Katjes Greenfood und Sono Motors gewonnen. Gemeinsam mit ihnen haben wir uns weiterentwickelt und im Laufe der Zeit festgestellt, dass unsere Vision und unser Angebot über die Crowd hinausgehen.

Dennoch ist der demokratische Gedanke, der im Crowd-Begriff steckt, noch gültig. Jedoch greift er zu kurz: Wir sind die neue Generation des Zugangs zum Kapitalmarkt. Und deswegen haben wir uns nun für den neuen Markenauftritt entschlossen. Als portagon bieten wir künftig Unternehmen unabhängig von Größe und Branche sowie Finanzdienstleister:innen Zugang zu Kapital.”

Wie habt Ihr Euch dem neuen Namen und Logo genähert, gab es eine Zusammenarbeit mit einer Agentur oder habt ihr die intern mit Eurem Team entwickelt?

Kristin Baumhardt von portagon (vormals CrowdDesk):

“Im Zuge unserer jüngsten Finanzierungsrunde haben wir festgestellt, dass der alte Name CrowdDesk einfach nicht mehr zu unserem Produkt der digitalen Finanzierung passt. Unsere beiden Gründer Jamal und Johannes haben daher zusammen mit einem kleinen Team den Namensfindungsprozess gestartet. Wir haben dabei bewusst auf eine Agentur verzichtet, weil wir immer noch wie ein Start-up denken und arbeiten: schnell und hands-on, statt mit zu vielen und zu komplexen Prozessen. In dem Punkt haben wir viel mit unseren Kund:innen aus dem Start-up-Bereich gemeinsam, wo es oftmals keine Blaupause gibt und man folglich nicht auf Bestehendes aufbauen kann. Daher steht portagon – eine Zusammensetzung aus dem lateinischen Begriff “porta” für Zugang sowie dem altgriechischen Wort “gónos”, was Sinnbild für eine neue Generation ist – auch für die Innovation, die wir in die Finanzierung bringen.

Der Name war allerdings erst der Anfang: Für einen ganzheitlichen Markenentstehungsprozess, also für Corporate Design, Logo und den Re-Launch unseres Onlineauftritts, haben wir mit einer Marken- und Designagentur zusammengearbeitet. Dieser kreative Blick von außen hat uns sehr dabei geholfen, eine Bildsprache für unsere Vision zu entwickeln aber auch mit der visuellen Welt der klassischen Finanzwelt zu brechen. So entstand im Designprozess beispielsweise das „go“ aus portagon als Kurzform und wurde namensgebend für unsere portagon-Software.”

Vanessa Dietz von bettervest:

“Wir haben hier mit unserer Agentur WHYAHEAD zusammengearbeitet, die sich auf Unternehmen wie uns, also mit einem positiven Impact, spezialisiert hat. Ihr Vorschlag „your money, your impact“ hat bei uns sofort geklickt. Er bringt einfach perfekt auf den Punkt, was uns wichtig ist:

Nämlich die Möglichkeit der Investor:innen mittels Crowdfunding selbst eine Entscheidung mit positiven Impact treffen zu können. Und noch viel mehr – wir alle treffen jeden Tag durch unsere Investments sehr große Entscheidungen, wir bestimmen was passiert durch das, was wir kaufen / finanzieren. Dessen sollte sich jede:r bewusst sein. Und genau das wird transportiert, ohne dabei zu einer Platitude zu verkommen, sondern in einer positiven, auffordernden Art und Weise.”

Claudia Rothe von ecoligo invest:

“Für unser gesamtes Re-Branding haben wir mit einer Agentur aus Kanada zusammengearbeitet, die sich auf die Kooperation mit verantwortungsvollen und sozial engagierten Unternehmen und NGOs spezialisiert hat. Das war also ein Perfect-Fit für uns. Sowohl für uns als auch für die Agentur war es wichtig, die menschlichen und ökologischen Aspekte unserer Arbeit in unser Logo einfließen zu lassen. So spiegelt unser neues Logo einerseits die Sonne mit ihrem Strahlenkranz wider und kann andererseits als abstrakte Seitenansicht eines Gesichtes interpretiert werden und signalisiert vor allem Offenheit und Transparenz. Somit zeigt unser neues Logo allen, was uns bei unserer Arbeit wichtig ist und schafft nicht nur einen Wiedererkennungswert, sondern kann als Sinnbild unserer Werte verstanden werden.”

Es geht in der Außenkommunikation zunehmend mehr um Digitalisierung und Impact und weniger um „Kleinanleger:innen“ – ist das spürbar bei Euren Kund:innen, dass diese mehr und mehr größere Projekte finanzieren wollen und deswegen auch andere Investor:innen-Gruppen angesprochen werden?

Claudia Rothe von ecoligo invest:

Das frühere Logo von ecoligo.investments

“Wie oben beschrieben spiegelt unser neues Design nun auch ecoligos Werte auf der Plattform wider. Dementsprechend ist unsere Außenkommunikation nun noch mehr als zuvor bewusst auf die Kommunikation unseres klimapositiven Impacts fokussiert. Die Crowdinvestor:innen von ecoligo invest haben auch schon in der Vergangenheit in Umfragen bestätigt, dass ihr positiver Einfluss in der Welt der Hauptgrund für ihre Investition ist. Vielen ist es aber gleichermaßen wichtig, direkt in das Projekt investieren zu können und genau zu wissen, welcher Endkunde von der Investition profitiert. Dass immer mehr größere Projekte auf der Plattform finanziert werden, liegt vor allem an der Etablierung ecoligos als zuverlässiger Anbieter für Solar-as-a-Service-Lösungen in den jeweiligen Märkten. Um diese Großprojekte zu finanzieren, wird ecoligo zusätzlich auch institutionelle Investoren als Partner mit ins Boot holen. Trotzdem wird es auf der Plattform de.ecoligo.com weiterhin vollständig crowdfinanzierte Projekte geben. Deswegen sind die Kleinanleger:innen für uns auch in der Zukunft unsere Hauptzielgruppe.”

Kristin Baumhardt von portagon:

Das frühere Logo von CrowdDesk

“Impact spielt bei einigen unserer Kund:innen inzwischen schon eine Rolle, etwa bei Katjes Greenfood. Der Venture Capitalist hat sich für den privaten Kapitalmarkt geöffnet, weil er für einen zukünftigen IPO Erfahrungswerte für die Preisfindung sucht. Viele kleinere Tickets von Anleger:innen, die Aktionär:innen werden können, sind wichtiger als ein paar große Investitionen. Aber eine pauschale Antwort, dass unsere Kund:innen zunehmend größere Projekte finanzieren und deshalb andere Investor:innen ansprechen, gibt es nicht. Welche Anleger:innengruppen für eine Finanzierung passen, hängt stark von zwei Faktoren ab: Was für ein Finanzinstrument Kund:innen emittieren wollen und in welcher Größenordnung. Wenn Kund:innen ein Projekt mit einer kleinen Mindestanlagesumme von 100 Euro oder 250 Euro auflegen, dann sind Kleinanleger:innen unerlässlich für den Projekterfolg. Aber bei großvolumigen Finanzierungen und höheren Mindestanlagesummen braucht es dann natürlich auch die institutionellen Investor:innen. Es kommt somit auf eine gute Mischung an.”

Vanessa Dietz von bettervest:

Das frühere Logo von bettervest

“Unsere Investor:innen investieren in unsere Projekte, weil sie mit ihrem Geld etwas Positives bewirken möchten. Das ist ihr Anliegen – und das gilt für den Studenten mit 50 Euro Budget genauso wie für die erfolgreiche Managerin, die 20.000 Euro investieren möchte. Wir möchten beide gleichermaßen ansprechen und ihnen die Möglichkeit bieten, schnell und unkompliziert Gutes zu tun. Wir unterscheiden also nicht zwischen Groß- und Kleinanleger:innen. Wir sehen das, was sie verbindet: und das ist der Impact, deshalb kann man bei bettervest nach wie vor bereits ab 50 Euro investieren.

Tatsächlich merken wir aber auf der Seite der Projektinhaber:innen einen Bedarf nach größeren Finanzierungen z. B. für die Expansion ihres Unternehmens. Darin sehen wir zwei Vorteile, zum einen, kann durch die größeren Projekte noch mehr Impact erzielt werden und zum anderen werden unsere Projekte auch für andere Investor:innen-Gruppen wie z. B. Institutionelle Anleger:innen attraktiv. Auch diese Gruppe legt einen hohen Wert auf Impact, was unser Re-Branding ebenfalls bestärkt hat. Darüber hinaus bieten größere Projekte neue, interessante Kooperationsmöglichkeiten in Form von Co-Funding mit anderen Plattformen, was wir bei einigen unserer neuesten Projekte bereits umgesetzt haben.”